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Kunst und Kultur zu Hohenaschau

Vorwort

Vorwort von Rudolph Distler *
Aus dem Katalog zum 20jährigen Jubiläum


Zwanzig Jahre „Kunst und Kultur zu Hohenaschau“ – allein das Jubiläum verdient gebührende Beachtung, denn wo in Deutschland gibt es schon einen Kunstverein, der selbst nach zwei Jahrzehnten so uneingeschränkt erfolgreich ist?
Der seine Räumlichkeiten in diesen Jahren sogar noch ausgeweitet hat? Erinnern Sie sich: 1999 sind wir vom Amtshaus Hohenaschau in die wunderschönen Räume an der Festhalle umgezogen. Und haben insgesamt an die 100 Ausstellungen veranstaltet.

100 Ausstellungen – Sie haben richtig gelesen! Das sind an die 150 Künstler, die wir Ihnen präsentiert haben. Jeden in seiner eigenen künstlerischen Position, mit seiner persönlichen Handschrift, seiner individuellen Ikonografie, seinen eigenen Themen. Ich bin sicher, das hat alle bereichert.

100 Ausstellungen – das gibt auch den Blick auf die ästhetische Ausrichtung des Kunstvereins frei. Begonnen haben wir mit der damals in der Kunstkritik noch recht verpönten Konzentration auf die gegenständliche Malerei. Mittlerweile lächelt bei den Feuilletonisten keiner mehr, wenn in der Bildenden Kunst von Gegenständlichkeit die Rede ist - da haben sich die Zeiten geändert. Zum einen hat der Realismus in der Malerei auf dem gesamten Kunstmarkt geradezu einen Siegeszug angetreten, zum anderen haben wir unser Programm über die Gegenständlichkeit hinaus ausgeweitet. Was eine Bereicherung war.

Was von Anfang an bis heute unverändert unser Anliegen ist: Wir wollen nicht nur Künstler zeigen, die im Scheinwerferlicht des Kunstmarkts stehen. Auch für die anderen sind wir eine Plattform, insbesondere für begabte Absolventen aus den Kunstakademien. Aus meiner Erfahrung heraus kann ich sagen: Es gibt dort viele Talente. Trotzdem ist es nicht leicht, sie zu finden. Jenen, die jenseits des Hypes und Drucks des Marktes ihren eigenen Weg gehen, die all ihre Lebensenergie darauf verwenden, ihren eigenen künstlerischen Ausdruck zu entwickeln und zu behaupten – ihnen gilt unsere volle Aufmerksamkeit, ihnen wollen wir ein Forum bieten, ihnen damit Wertschätzung entgegen bringen und, nicht zuletzt, ihnen Gelegenheit geben, ihre Werke zu verkaufen und damit ihr Leben zu organisieren. Denn ansonsten ist es für sie nicht leicht, ihre Arbeiten zu präsentieren. Schließlich ist der Kunstmarkt enorm überhitzt und reagiert kaum noch nach ästhetischen Kriterien, sondern fast ausschließlich nach der Vermarktbarkeit von Kunst – nur Hochpreisiges gibt vor, für Qualität zu stehen. Dem entzieht sich der Verein ganz bewusst. Und er entzieht sich auch – bei allem Respekt – dem Heer malender und bildhauender Amateure. Obwohl auch sie natürlich von unseren Ausstellungen profitieren, so wie es das gesamte Kulturleben in Aschau und weit darüber hinaus tut. Selbst Berufskünstler wie der Bildhauer Franz Xaver Angerer aus Inzell betonen immer wieder, wie sehr sie durch unsere Ausstellungen angeregt werden.

Da ich selbst Maler bin, gilt mein Augenmerk vor allem der Malerei. Sie wurde immer wieder totgesagt, doch in den letzten Jahren – auch durch Leipzig – lebt sie intensiver denn je. In Berlin wird sie durch Klaus Fußmann, in Leipzig durch Arno Rink, in München, wo die Szene etwas diffuser ist, wird sie von Horst Thürheimer, Ransome Stanley, Bernhard Springer immer wieder erfolgreich präsentiert. Bei den vielen Begegnungen, die ich in den 20 Jahren des Kunstvereins hatte, habe ich in manche Ateliers und Lebensläufe Einblicke erhalten. Das hat mich künstlerisch enorm bereichert und Freundschaften entstehen lassen. Der Kreis wurde immer größer, und das nicht nur bei mir: Viele unserer Mitglieder und Besucher haben einen engen Kontakt zu den Künstlern aufbauen können. Und einige sind im Laufe der Jahre zu Kunstsammlern geworden. An dieser Stelle bedanke ich mich bei allen Mitgliedern und Besuchern des Vereins. Ohne das Interesse jener, die uns großzügig unterstützen, wäre unser Erfolg nicht möglich. Auch den Spendern sei gedankt, insbesondere der Hypo-Kulturstiftung mit ihrem ehemaligen Geschäftsführer Dieter Eckstein. Das alles hat uns Sicherheit und Zuversicht gegeben, die wir auf die ausstellenden Künstler übertragen konnten. Das Resultat ist sichtbar: Es hat sich eine sensibel-vertraute Atmosphäre entwickelt, die bei den Eröffnungen zu spüren ist und darüber hinaus unsere gesamte Arbeit prägt. Immer wieder höre ich von den Künstlern, wie selten sie so eine Atmosphäre antreffen. Und das betrachte ich als Auszeichnung.

2010 hat es in unserem Verein einige personelle Veränderungen gegeben:
Zuallererst ist Rasso Freiherr von Cramer-Klett zu nennen, den ich nach 19 Jahren im Amt des 1. Vorsitzenden abgelöst habe. Für seine Arbeit – er hat den Verein im wahrsten Sinne des Wortes durch dick und dünn geführt – danken wir ihm von ganzem Herzen.

Als zweites hat auch Adalbert Eger sein Amt in unserem Verein aufgegeben. Als Mitbegründer und Schatzmeister kommt ihm ein entscheidender Anteil zu, dass der Verein heute so gut dasteht. Danke auch ihm. Und nicht zuletzt: Hans Hirl, auf dessen Anregung unsere Sammlung entstanden ist. Auch er ist aus dem Verwaltungsrat ausgeschieden, und auch ihm gilt unser herzlichster Dank. Heute, nach einem Jahr zeigt sich, dass trotz des Ausscheidens dieser verdienstvollen Mitglieder die Kontinuität der Vereinsarbeit gewahrt ist. Neben meiner Kuratorenarbeit habe ich jetzt auch das Amt des 1. Vorsitzenden übernommen, und ich muss feststellen: Die Verbindung beider Funktionen hat sich, bei aller Doppelbelastung, als effektiv erwiesen, weil ich mich jederzeit auf eine fruchtbare und außerordentlich harmonische Zusammenarbeit mit den Vorstands- und Verwaltungsratsmitgliedern verlassen kann.

Unser Schriftführer Helmut Schindler, mit dem ich seit 1999 alle Ausstellungen gehängt habe, und der auch sonst immer zur Stelle ist, wenn er gebraucht wird, ist für mich und den Verein schlichtweg unverzichtbar. Selbst wenn er in eigener Arbeit als Architekt zu ersticken droht, ist er zur Stelle, wann immer es nötig ist. Desgleichen Hans Sautter, der die gesamte Öffentlichkeitsarbeit erledigt. Wie er die Aktivitäten und Ziele des Vereins nach Außen trägt, ist äußerst engagiert und in höchstem Maße professionell. Ralph Eger, der das Amt des Schatzmeisters von seinem Vater übernommen hat, ist Garant dafür, dass der Verein wie ehedem auf einer soliden wirtschaftlichen Basis steht. Die ganze bürokratische Verwaltung – und das ist nicht wenig – wird durch ihn und sein Büro auf zuverlässige Weise erledigt. Unsere neuen im Bunde sind Rainer Hosie als 2. Vorsitzender, Andreas Fischer und Horst Thürheimer als Verwaltungsräte. Alle drei sind hoch engagiert. Ihnen allen: Danke dafür!

Und dann gilt es einen Mann zu würdigen, der im Grunde ganz nach vorn gehört: Klaus Jörg Schönmetzler. Seine feinfühligen Einführungsreden auf unseren Vernissagen sind seit 20 Jahren auf allerhöchstem kunstwissenschaftlichen Niveau. Wie er die Bildsprache, die Metaphorik einzelner Werke verständlich machen und damit Anderen deren Aussagekraft erschließen kann, weckt bei jeder Veranstaltung erneut meine höchste Bewunderung. Und ich brauche lediglich in die Gesichter der Zuhörer zu sehen, um zu erkennen, dass es ihnen ähnlich geht – das Verständnis für Kunst, das Schönmetzler erzeugt, ist manchmal frappierend. Selbst bei den Künstlern gelingt ihm nicht selten diese Wirkung, denn immer wieder höre ich von ihnen, dass ihr Blick auf die eigene Arbeit sich durch Schönmetzlers Interpretation tatsächlich verändert hat. Und so hat bis jetzt noch jeder eine Kopie seiner Rede stolz nach Hause getragen. Dafür bedanken wir uns alle bei Klaus Jörg Schönmetzler und hoffen, dass wir auch in den nächsten Jahren mit ihm rechnen können – er ist ein wichtiger Verbündeter unseres Vereins!

Zum Schluss ein Wort in eigener Sache: Was der Verein mir in den 20 Jahren seines Bestehens als Kurator abverlangt hat – die ständige Suche nach neuen Künstlern und die damit verbundenen Reisen durch die ganze Republik –, und was ich mir selbst in meinem Atelier abverlange, das alles war zeitlich, organisatorisch, aber vor allem für mich als Maler oft nicht konfliktfrei zu lösen. Manchmal war das wie ein Spagat. Denn mit jedem Kollegen, den ich kennenlernte, hatte ich mich gewissenhaft auseinanderzusetzen, und das hieß auch: Ich musste mich jedem dieser Künstler gegenüber öffnen. Ich musste ständig neue Welten, neue Kriterien, neue künstlerische Handschriften an mich heranlassen, und ich musste mich ästhetischen Sichtweisen nähern, die manchmal meine eigene Arbeit infrage stellten, kurz: Die Öffnung ging mir gelegentlich weiter, als mir lieb war. Doch das hat sich verändert. Mittlerweile sehe ich das Ganze als eine Chance zur Selbstpositionierung, denn ich spüre mehr und mehr, wie sehr sich beide Tätigkeiten wechselseitig befruchten. Denn je weiter mein künstlerischer Wahrnehmungshorizont wird, desto besser erkenne ich jetzt, was mich als Maler ausmacht: Was das Eigene, Unverwechselbare an meiner Malerei ist, an meiner künstlerischen Handschrift, an meiner Art, mich in Bildern auszudrücken. Ich habe durch den Verein also an Boden unter den Füßen gewonnen.

Genau das, meine ich, steht auch für unseren Verein: Er hat die Welt nach Hohenaschau geholt und hat damit unser aller Horizont erweitert und uns alle gemeinsam gestärkt – er hat unseren ästhetischen Blick auf die Kunst geschult und Hohenaschau auch zu einem Ort fruchtbarer Begegnungen gemacht.

* Rudolph Distler ist 1. Vorsitzender und Kurator des Vereins